In diesem Artikel möchte ich darstellen, wie man relativ leicht gute Streetfotos schießen kann. Puh, da ist das noch ein Amateur und wagt hier gleich mal ein paar Tipps für Streetfotos zu geben. Ist wohl etwas arrogant!
Nein! Mir geht es hier nicht darum als Klugscheißer aufzutreten, sondern Anfängern ein paar Tipps zu geben, wie es mir gelungen ist innerhalb relativ kurzer Zeit zu für mich brauchbaren Fotos gekommen bin. Es kann dann jeder selbst entscheiden, ob er die Tipps annimmt oder nicht.
Ein Must-read zu dem Thema: Thorsten Andreas Hoffmann, Der abstrakte Blick, dpunkt-Verlag, 2016.
Generell unterscheide ich drei Kategorien, die eine differenzierte Behandlung erfordern:
- Streetportraits
- Situationskomik
- Dynamische Situationen
Streetportraits
Das Thema will ich hier gar nicht weiter vertiefen, sondern auf den Meister für dieses Thema verweisen: Eric Kim. Unter https://erickimphotography.com/ finden sich so viele gute Tipps und Erklärungen zum Thema Streetportraits, dem kann ich nichts Wesentliches mehr hinzufügen.
Nur eine Sache aus meiner Sicht: Geh so nah ran, wie möglich!
Situationskomik
Dazu ist erst einmal wichtig zu verstehen, wie Humor entsteht. Eine gute Lektüre hierzu ist John Vorhaus, The Comic Toolbox How to Be Funny Even If You’re Not: How to Be Funny If You’re Not, Silman James Press, 1994. Nach Vorhaus entsteht Humor, wenn wir unerwartete Gegensätze oder Widersprüchliches wahrnehmen. Zu visuellem Kontrast komme ich noch weiter unten, an dieser Stelle geht es mir um eine Art Motivkontrast, der Unmögliches oder Gegensätzliches darstellt.
Die Komik entsteht in diesem Bild, weil es so aussieht, als ob der Mann mit den Models auf dem Plakat redet. Wir wissen natürlich, dass das unmöglich ist, daher fängt unser Gehirn an zu ergänzen, wie so etwas möglich ist. Das lässt uns Staunen, Grübeln und wenn wir die Lösung haben auch Lächeln.
TIPP: Suchen Sie nach Werbeplakaten, bei denen Figuren Sie direkt anschauen oder an Ihnen vorbeischauen. Und dann stellen Sie sich in Richtung der Blickrichtung und warten! Solange, bis jemand vorbeikommt und dann machen Sie so viele Bilder wie möglich. In der Regel ist mindestens ein gutes Foto dabei.
Dynamische Situationen
Die Dynamik oder Spannung kann aufgrund zweier verschiedener Arten entstehen: Kontrast oder Rhythmus. Beim Kontrast lässt sich dann noch der visuelle Kontrast vom Motivkontrast unterscheiden. Motivkontrast kann manchmal Humor erzeugen (siehe oben).
TIPP: Grundsätzlich gilt für alle Arten von dynamischen Situationen: Sehen Sie sich ihre Umgebung genau an: Was ist die dominierende Situation? Wenn Sie diese ausmachen können, suchen Sie nach der Ausnahme oder dem Gegenteil!
Visueller Kontrast
Visueller Kontrast kann durch Hell-Dunkel (Chiaro-Scuro) oder Farbkontraste erzeugt werden.
Beispiel für Hell-Dunkel-Kontrast:
TIPP: Die dominierende Situation ist entweder ein dunkles Umfeld, dann suchen Sie nach Licht! Oder es ist ein helles Umfeld, dann suchen Sie nach Schatten! Dominiert keines, dann ist dies kein Motiv für Hell-Dunkel-Kontraste.
Farbkontrast
Farbkontraste entstehen durch gegensätzliche Farbkombinationen gemäß der Farbenlehre (vgl. Itten, Goethe etc.).
TIPP: Farbkontraste sind nicht immer leicht zu erkennen. Aber es kann sein, dass sie Warnfarben sehr schnell wahrnehmen, also vorrangig Gelb, Orange, Rot. Suchen Sie dann im Umfeld nach der Komplementärfarbe, also in der Regel Blau, Violett, Grün. Wichtig ist, dass einer der beiden gegensätzlichen Farbtöne mengenmäßig dominiert und die Komplementärfarbe nur ein Farbklecks ist.
Motivkontrast
Der Motivkontrast ist am Schwierigsten zu erkennen. Achten Sie hier wirklich genau auf auffällige Charakteristika. Manche Orte bringen diese Charakteristika bereits mit sich: Bahnhöfe, Flughäfen, Bushaltestellen.
TIPP: In Bahnhöfen rennen Menschen viel herum, weil sie ihren Zug noch bekommen möchten. Suchen Sie in dieser Menge nach Menschen, die stehen bleiben, fokussieren Sie auf diese Menschen und machen Sie ein Foto mit langer Belichtungszeit.
TIPP: An Bushaltestellen warten Menschen in der Regel und stehen still. Fokussieren Sie auf diese Menschen, wenn der Bus kommt und machen Sie dann ein Foto mit langer Belichtungszeit.
An manchen Orten ergeben sich andere Arten von Kontrasten. Hier gilt es auch ein wenig, kreativ zu sein, z.B. sitzen Menschen in einer Bar in der Regel gesellig beisammen. Der Kontrast wäre ein Mensch, der alleine an einem Tisch sitzt und in Gedanken versunken ist.
Und manchmal ergibt sich der Kontrast alleine durch zwei gegensätzliche Motive, wie in folgendem Bild:
Rhythmus
Rhythmus als Dynamik erzeugendes Moment entsteht durch die Reihung gleich aussehender Gegenstände oder Menschen, wobei die größte Wirkung erzielt wird, wenn am Ende der Reihe eine Ausnahme von der Reihe steht.
Hier stellen die Stühle eine Art Reihe dar, der durch die putzende Frau unterbrochen wird.
Bitte beachten Sie, dass in manchen Kulturkreisen von rechts nach links gelesen wird und dann die Reihe einen anderen visuellen Startpunkt hat. Vermutlich hat das oben stehende Bild auf Betrachter aus dem vorderasiatischen Kulturkreis eine stärkere Wirkung.
Ich hoffe, dass meine Tipps ein wenig weiterhelfen konnten…